Heimat

Ich fahre entlang der langen, gewunden Strasse, die sich um die tödlichen Klippen herumschlängelt. Hinter den Klippen ist das Meer- aufgewühlt und stahlgrau. Ich liebe seine Macht, zu beruhigen und zu erfreuen. Ich kenne die Strasse, jede einzelne Kurve, die Hügel, die sie überquert und die Aussicht, die sich  mir bietet, wenn man von einer Anhöhe hinunterfährt. 
Dort, wo die Strasse sich wie ein Finger krümmt, kann ich das donnernde Krachen der Wellen hören, die gegen die Felsen schlagen, sich dann wieder zurückziehen, um erneut wie eine Faust zuzuschlagen, während sich weit draussen auf der Meeresoberfläche die Sonnenstrahlen spiegeln. 

Als ich noch kleiner war und meiner Fantasie keine Grenzen gesetzt waren, habe ich mir immer vorgestellt, dass das Rauschen der Bäume, welche das letzte Stück der Strasse säumen, ihre Klage war, die sie einander während Wind und Regen zuraunten. Fantasien, welche ich schon lange nicht mehr habe. Und trotzdem rufen der Anblick der knorrigen und verwachsenen Bäume, die wie in die Tage gekommene Soldaten in Reih und Glied zusammenstehen, der kurvigen Strasse und der Klippen immer ein Gefühl von Zärtlichkeit und Zuneingung hervor. Für die Bäume. Die Felsen und das Meer. 

Kurz schliesse ich meine Augen und in meinen Gedanken sehe ich das kleine, weisse Häuschen, das jetzt noch hinter den Hügeln liegt, dessen Anblick mich aber mit einer Woge von Glück und einem Gefühl der Heimat erfüllen wird. Ich erinnere mich an den wunderbaren Ausblick von der Terrasse, von wo aus man Zeuge der schönsten Sonnenuntergänge wurde und wo man sich den Tag hindurch im Schatten der  Bougainvillea  ausruhen konnte. So selten ich auch hier bin- so fühlt es sich jedes Mal aufs Neue wieder an, als käme ich nach Hause. Es fühlt sich an, als wäre ich nie weg gewesen. Ich atme tief ein, fühle das Salz auf meinen Lippen und rieche das Meer. So fühlt sich mein Zuhause an.

Das stetige Geräusch der Regentropfen an meinerm Fenster holt mich abrupt in die Realität zurück Ich setzte mich auf, reibe mir den Schlaf aus den Augen und mein Blick bleibt auf dem Foto an meiner Zimmertür hängen. Das Haus, die Veranda, die Bougainvillea. Zuhause. Und ich soweit entfernt davon. 



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