Leben - letzer Teil

Kennt ihr das, dass es euch nachdenklich stimmt, wenn ihr eine Geschichte fertig veröffentlicht habt? Irgendwie ist es beinahe wie ein Abschied, denn diese Geschichte hat ich die letzten beiden Wochen doch ziemlich begleitet- gestern habe ich sogar von Jerry und Joana geträum. Crazy...

Hier nun also der letzte Teil der "Jerry- Geschichte"- Enjoy! We den Anfang verpasst hat findet HIER die komplette Geschichte!


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Stattdessen stand er nun an einem Strassenrand, kurz vor einer Kurve, verschluckt von der Dunkelheit. Er sah Scheinwerfer auf sich zukommen. Das Auto fuhr langsam. Die Fahrer mussten ihr Fenster geöffnet haben in der lauen Sommernacht. Musik drang bis zu ihm, ein Lachen.
Plötzlich begriff er. Er kannte das Lied, er kannte die Kreuzung. Er liess den Blick durchs Dunkel schweifen, als suchte er etwas. Noch war es nicht zu spät. Er sah das Auto näher kommen. Sein Auto. Ihr Lachen. Er trat mitten auf die Strasse, wollte das Auto aufhalten, obwohl er wusste, dass es unmöglich war. Das Auto fuhr auf ihn zu. Er sah, wie sie den Kopf in den Nacken legte und lachte. Er wusste noch genau, was er damals zu ihr gesagt hatte, jedes einzelne Wort. Er erinnerte sich an ihr herzhaftes Lachen, die Grübchen in ihren Wangen. Und er erinnerte sich daran, wie sie sich danach zu ihm rüber gebeugt hatte, ihn küsste und ihm einen Moment lang die Sicht verdeckt hatte.

Nun stand er auf der Strasse und musste das Ganze noch einmal miterleben. „Nein!“, schrie er laut auf, lief den Auto entgegen und winkte mit den Armen. Es war aussichtslos, das wusste er. Schliesslich sass er ja selbst am Steuer. Er sah, wie das Auto die Mittellinie überquerte, wie es ausscherte und wie er im Auto das Lenkrad umklammert hielt und versuchte, das Auto wieder gerade auf die Fahrbahn zu bringen. Er hörte das zweite Auto erst, nachdem er bereits in dessen gleissenden Scheinwerferlicht stand. Er sah sich selbst, wie er das Lenkrad herumriss, um dem Pickup auszuweichen, wie der Wagen ins Schleudern kam. Er sah das Weiss ihrer vor Entsetzten weit geöffneter Augen und wie ihr Mund lautlos einen Schrei von sich gab. Er schloss die Augen, als der Pickup durch ihn hindurch fuhr, hörte den Aufprall und das Quietschen aufeinanderprallenden Metalls, öffnete die Augen und sah nur noch, wie der Wagen sich überschlug, während der Pickup mitten auf der Strasse zum Stehen kam.

Alles um ihn herum verschwand in einer Tiefen Schwärze. Er hörte die Sirenen, entfernte Stimmen. Den Schrei eines Mannes. Er fühlte erneut das Rütteln, als sie seinen Körper auf eine Trage hoben, das brummende Geräusch des Motors des Krankenwagens. Er sah sich selbst, an ihrem Bett stehend, hielt ihre Hand umklammert und lauschte dem Piepen all der Maschinen um sie herum. Wie dankbar er doch für jedes einzelne Piepen war. Es beruhigte ihn, setzte ihn in einen schläfrigen Zustand, bis er plötzlich wieder aufwachte. Das Piepen war weg. Um ihn herum war alles stumm. Ihre Augen waren leer. Um ihn herum wurde alles schwarz.
Joana fühlte, wie ein Zittern durch seinen Körper ging. Sie drückte ihn fest an sich, hielt ihn, gab ihm und sich selbst Kraft. Er presste die Fäuste auf seine Augen, bis kleine, farbige Lichter zu tanzen begannen. Und dann endlich löste sich der Knoten in seinem Herzen. Seine Augen füllten sich mit Tränen, rannen über seine Wangen. Er nahm seine Fäuste von den Augen, umklammerte seine Schwester, hielt sich an ihr fest und liess gleichzeitig los. Sein Mund war ganz trocken. Er schluchzte, zitterte und staunte selbst, wie viele Tränen er weinte. Staunte, wie er all diese Tränen so lange in sich gefangen halten konnte. Seine Schwester strich ihm über den Rücken. Beruhigende Bewegungen. Zärtliche Bewegungen. Liebende Bewegungen.
„Danke“, flüsterte er.

Kommentare

  1. Das ist unglaublich ergreifend!!!Unfassbar traurig und emotionsgeladen, aber es hat doch einen erlösenden Schluss.
    ich empfinde gegensätzlich, erst wenn ich die Geschichte veröffentlicht habe, erwecke ich sie zum Leben (:

    Liebste Grüße
    Schmetterling.

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  2. Wirklich .. toal berührend ..

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  3. du schreibst echt gut...wenn ich am wochenende mehr zeit hab, werde ich mir mal den anfang der geschichte durchlesen ;)

    vlt hast du ja mal lust bei mir vorbeizuschauen ;D

    alles Liebe

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  4. gern geschehen...und vielen lieben dank für deine komplimente;)

    wenn du nichts dagegen hast, werde ich dich jetzt auch stalken...vlt. schreibst du bald wieder eine neue geschichte *freu*

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