Pictures fade, but memories last a lifetime- Part 2/2

Der zweite Teil von "Pictures Fade, but memories last a lifetime". Der erste Teil HIER.


Sie liebte es, wenn sie ihn durch die Line ihrer Kamera lächeln sah, den Auslöser drückte und ihn gleichzeitig näher kommen sah. Wenn sie heute an ihn dachte, sah sie ihn immer noch so, wie durch ihre Kamera; er im Vordergrund, seine grünen Augen, sein Lächeln, das dunkle, zerzauste Haar, die Grübchen in seinen Wangen, der Hintergrund unscharf. Denn alles andere war unwichtig. Sie sah ihn, wie er die Hand nach ausstreckte, ihr die Kamera vorsichtig aus der Hand nahm und stattdessen sie in seine Arme zog. Sie liebte es, wenn er sein Kinn auf ihren Scheitel stützte, mit seinen Händen über ihren Rücken fuhr. Sie festhielt. Sie konnte seine Wärme spüren und dann fröstelte es sie. Sie erinnerte sich daran, wie es sich anfühlte, wenn er ihr Gesicht in seine Hände nahm, sie auf die Stirn küsste, mit seinen Lippen wie Schmetterlingsflügel über ihre Wangen fuhren bis ihre Lippen sich fanden.


Sie schloss die Augen als ihr Tränen in die Augen schossen, schlang die Arme um ihren Oberkörper, versuchte das Bild zu verdrängen. Es funktionierte. Für den Bruchteil einer Sekunde. Dann sah sie ihn wieder, wir er ihr über die Wangen strich, mit dem Daumen die Spur ihrer Tränen verfolgend. Wie er sanft und verstehend lächelte, ihre Tränen wegküsste. Wie er sie in seine Arme nahm und sie sich gegen ihn lehnen, seine Stärke fühlen konnte. Doch alles, was sie jetzt fühlte, war der Baumstamm, an den sie lehnte. Kalt, tot, unpersönlich.

„Weinen ist heilend. Tränen waschen den Schmerz aus dem Herz und der Seele raus. Lass los, lass es einfach los...“. Wie schön und einfach das klang, wenn er das sagte. Doch das Einzige, was tatsächlich half, war seine beruhigende Stimme, das Wissen, dass er da war. Das Wissen, dass er bei ihr war.


Doch wo war er jetzt? Verdammt, sie brauchte ihn so sehr. Überall hörte sie seine Stimme, erkannte ihn in den Gesichter wildfremder Menschen wieder, hörte ihn ihren Namen sagen, nur um sich umzudrehen und zu realisieren, dass da niemand war. Und zu fallen. Tief und immer tiefer. Sie hasste ihre Tränen. Ohne ihn hatte auch Weinen keine reinigende Wirkung. Die Tränen schwemmten nur immer mehr Schmerz an die Oberfläche. Schmerz, Trauer, Ohnmacht. Und jedes Mal, wenn sie dachte, mehr sei nicht mehr möglich, wenn sie dachte, die Wunde sei verheilt, dann brach sie wieder auf. Ohne Vorwarnung erfasste sie

der Schmerz wieder und wieder und wieder.

Die Tränen liefen nun ohne Unterbruch über ihre Wangen, sie bemerkte gar nicht, wie sie stetig auf die Fotografie tropften. Sie hatte die Augen fest zusammengepresst, so fest, das es beinahe schmerzte. Doch dieser Schmerz war nichts im Vergleich zu dem in ihrem Herzen.

Er hat ihr mal erklärt, Gott bürde den Menschen soviel auf, wie sie ertragen konnten. Damals berührte dieser Satz sie. Ihrer Meinung nach sagte dieser Satz so viel über ihn als Menschen aus. Darüber, wie er durchs Leben ging und was für eine Einstellung er hatte. Er war der beste Mensch, den sie kannte. So rein, beinahe perfekt. Zu gut für sie, wie sie ihm immer wieder sagte. Nichts könne jemals zu gut sein für sie, war stets seine Antwort.


Doch verdammt noch mal, sah dieser Gott denn, ni

cht, dass sie schon lange am Boden lag, sich unter der Last, die sie niederdrückte nicht mehr aufrichten konnte?


Sie schreckte hoch, wie sie merkte, dass sie laut schluchzte, sie hatte sich selbst erschreckt. Da bemerkte sie das Foto in ihrer Hand, von ihrem eigenen Tränen aufgeweicht. Sie beide, auf einer Bank im Park. In dem Park, den sie vorhin durc

hquert hatte. Es war Frühling. Sie hatten dort gesessen, stundenlang zusammen geredet, sich ihre Zukunft ausgemalt. Er sass auf der Bank, sie an ihn gelehnt, den Kopf zu Seite gelehnt um ihn besser zu sehen. Sein Blick ruhte zärtlich auf ihr, während er sprach und seine Hand durch ihr Haar strich. Es war ein perfekter Tag gewesen, ein Moment absoluter Vertrautheit. Und sie sahen so glücklich aus. Es war das letzte Foto, von ihnen g

emeinsam. Zwei Jahre waren vergangen und sie konnte sich nicht erinnern, seit damals je wieder so glücklich gewesen zu sein. Wieder gelacht zu haben.


Sie presste die Fäuste auf ihre Augen, versuchte den nicht versiegenden Tränenstrom zu stoppen. Es nützte nichts. Sie wollte schreien. Es ging nicht. Der Schmerz, die Tränen, ihr zerbrochenes Herz- all das schnürte ihr die Kehle zu. Ihre Hände

führen durchs nasse Gras, um wenigstens etwas zu fühlen. Etwas anderes als Schmerz. Doch die nasse Kälte erinnerte sie nur noch mehr daran, wie es in ihr drin aussah. Leer, schwarz, grau, kalt.


Sie nahm eine Handvoll Kirschblüten in ihre Hand, betrachtete sie lange. Dann stand sie auf, schwerfällig vom langen Sitzen, das Gesicht

tränennass, einen Schleier vor ihren Augen. Sie machte einige Schritte und schrak zusammen, als sie seine Stimme hörte. „Das mit uns ist für die Ewigkeit.“. Sie zuckte zusammen, warf einen Blick über ihre Schultern, obwohl sie wusste, dass er nicht dort stehen würde.


„Die Ewigkeit…“, schluchzte sie. Etwas in ihr zog sich zusammen: War das ihr Herz, das so sehr schmerzt? Sie ging langsam in die Knie, betra

chtete mit verschleiertem Blick die liebevoll arrangierten Blumen. Sie hätten ihm gefallen. Ein letzter Blick, dann legte sie das Foto auf seinen Grabstein. „Loslassen“, murmelte sie. „Wie kann ich loslassen, wenn du überall bist? Um mich herum, in meinem Kopf, meinem Herz, in mir drin?“.


Sie wandte den Blick ab, stand langsam auf und ging davon. Die Kirschblüten fielen langsam aus ihrer Hand und schwebten lautlos zu Boden.

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Kommentare

  1. Mir fehlen die Worte!!
    Ich hatte dazu im Hintergrund noch Blood, Tears and Gold v. Hurts im Hintergrund laufen & die langsame Musik & dein text, alles passte so perfekt!
    Die Liebe, diese Zweisamkeit zwischen den Beiden hast du so wunderschön romantisch beschrieben. Hach.
    Das Ende ist wirklich niederschmetternd T_T
    Aber genau deswegen so GUT!
    Liebe Grüße:*
    A.

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  2. unglaublich schöner und ergreifender text. wie du die augenblicke zwischen diesen zwei liebenden beschreibst. ich musste sofort an meinen Liebsten denken :) ich mag deine texte WIRKLICH! hut ab!

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  3. ich liebe es, wie du bis zum schluss die spannung hälst und man nicht weiß, ob er sie verlassen hat oder wo er ist. nochmal danke für diese tolle geschichte, einfach wundervoll, wenn man sowas lesen darf!

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