Kinder, Kinder

So, ich habe meine erste Woche Praktikum gut überstanden; neue Erfahrungen und Eindrücke, Neues gelernt über meine mitmenschen, Kinder- und mich. Die viertklässler sind unglaublich aktiv, laut und unaufmerksam, aber im innersten ihrer kleinen Herzen sind sie eigentlich sehr liebesbedürftig und hungrig nach Aufmerksamkeit. Einige Episoden...

Number One:
Am Morgen vor Schulbeginn, alle Kinder drängen sich ums Lehrerpult, um mir Hallo zu sagen, so dass eine kleine Schlange entsteht.

" Guten Morgen Frau R."
"Guten Morgen K.",

sagt sie und geht an mir vorbei. Einen kurzen Moment später, sehe ich sie wieder am Ende der Schlange stehen. Als siw wieder zu mir kommt:

"Aber, K., jetzt begrüssen wir uns doch bereits zum zweiten Mal...."
"Ach wissen sie, Frau R.... Ich wollte Ihnen doch nur sagen, dass sie heute noch schöner aussehen als sonst..."

Sagts und drückt sich bereits wieder an mir vorbei.


Number Two:

Zum ersten Mal Werkunterricht an der 3. Klasse. Nach der ersten halben Stunde meint T.:

"Frau R., du bist meine neue Lieblingslehrerin!"
"Oh, danke sehr. Das ging aber schnell...."
"Das ist weil du so nett bist und so viel lachst."

Number Three:

Waldbummel mit unserern Viertklässlern. Z. und S. umschwirren mich wie emsige Bienen, löchern mich mit Fragen über Fragen, lassen mir kaum Zeit, um Luft zu holen und erzählen mir jenste interessante aber auch weniger interessante Dinge. Irgendwann einmal greift Z. nach meiner Hand.

"Frau R., möchten sie mich adoptieren...?"

Number Four:

Vor der ersten Sportlektion kommt einer der "coolen" Jungs zu mir.

"Frau R., sind sie auch eine solche Sportlehrerin, die gar nicht mitturnt und die Sachen die wir machen müssen selbst gar nicht machen kann...?"

Nachdem ich einen kurzen Moment der Sprachlosigkeit überwunden hatte, fiel mir nichts besseres ein als:

"M., ich glaube, das musst du halt während der nächsten Lektion selbst herausfinden.."

Hier sei kurz zu erwähnen, dass Sport so ziemlich mein Lieblingsfach ist und ich mich zusammen reissen musste, nicht ein kleines bisschen gekränkt zu sein, dass M. auch nur auf die Idee kommen konnte, dass ich eine "solche" Lehrerin sein könnte.
Nach der ersten halben Stunde stellte er sich neben mich.

"Du hattest Recht Frau R., du bist eine super Sportlehrerin.",

wurde kurz rot und rannte sofort wieder weg.

Number Five:

Heute in der 10- Uhr- Pause. Ich komme aus dem Lehrerzimmer und stosse beinahe mit den 3. Klässler vom Vortag zusammen, die alle freudig aus ihrem Klassenzimmer springen.

"Frau R., Frau R.!"

"Schaut, das ist jetzt eben Frau R.!"

"Unserer Werklehrerin!"

undsoweiterundsofort. Ich gab mir grosse Mühe, mich an alle Namen zu erinnern und kriege beinahe keine Luft mehr, als L. auf mich zurennt und mich stürmisch umarmt.


Ach, sie sind wirklich süss. Sogar meine 4. Klässlerinnen kommen ab und zu, kleben beinahe an mir, folgen mir auf Schritt und Tritt oder wollen mich umarmen. Aber irgendwie muss ich ihnen dann jeweils beibringen, das ich halt ihre Lehrerin und nicht Mutter bin und sie mich nicht umarmen "dürfen". Das fällt mir dann immer so schwer, denn sie sind ja doch nur Kinder. Und ich mag sie doch alle auch.