Erzieherische Massnahmen

Bei uns am Tisch geht es immer lustig und laut zu und her. Sechs Personen an einem Tisch- der Jüngste 9 und der Älteste 49 Jahre alt. Das Leben in einer Patchworkfamilie; mein Dad, mein Bruder und ich, die Freundin meines Vaters und deren beiden Kinder, die für mich wie richtige Geschwister sind.

Ich glaube, wer zum ersten Mal bei uns für eine Mahlzeit am Tisch sitzt, könnte leicht einmal ein wenig überfordert sein und wenig zu Wort kommen. Mein Vater meint manchmal halb genervt, halb amüsiert, dass es bei uns wie bei einer italienischen Familienfeier zu und her gehe- und ganz so unrecht hat er nicht. Ziemlich laut ist es in der Regel, ein Durcheinander von Stimmen und Händen und man muss geschickt kämpfen, um an jene Dinge am Tisch zu kommen, die man bei sich haben möchte. Ganz zu schweigen von der Möglichkeit, zu Wort zu kommen. Dabei kommen nicht selten die merkwürdigsten und lustigsten Gesprächsthemen auf, ein Gemisch aus allen Lebensbereichen von den verschiedenen Personen die am Tisch sitzen.

Letztens beim Abendbrot...

Der Kleinste hat sein Jogurt ausgeschüttet und gemäss Murphys Law natürlich gleich noch seinen Ellenbogen reingestellt und sein Pijama vollgekleckert. Ein Aufschrei geht durch die Reihe- mein Vater und meine Stiefmutter wollen ihm gleichzeitig sagen, was er nun zu tun habe, beide ziemlich gegenteiliger Ansicht.

"Na los- zeig wie beweglich du bist und schleck den Ärmel ab!", forderte mein Dad ihn auf. Ein Aufschrei von meiner Stiefmutter: "Untersteh dich! Steh auf und wasch es mit Wasser aus. Das ist ja eklig!". Und schon beginnt eine Diskussion, beide von ihrem eigenen Standpunkt überzeugt. Sie solle nicht so heikel tun, meint mein Vater. Er solle ihren Kindern keine schlechten Dinge beibringen, entgegnet sie. Er habe das als Kind auch immer gemacht, ist sein Gegenargument, welches sie ihm mit ihrem "Nicht alles was du als Kind gemacht hast ist gleichzeitig auch immer gut!" entkräftigt. Undsoweiterundsofort.

Der Kleine, sichtlich verwirrt über die entbrandete Diskussion, ist verwirrt, was er nun tun soll. Aus seiner Sicht scheint allerdings die Möglichkeit, seinen Ellenbogen abzuschlecken viel attraktiver als aufzustehen und so entscheidet er sich für diese Option und beginnt, seinen Ellenbogen bzw die Jogurtkleckse so gut wie möglich abzuschlecken. Meiner Stiefmutter entgeht nichts. "Jetzt kannst du gerade zeigen, WEN du lieber magst...", versucht sie ihn noch umzustimmen. Er hält- den Stoff seines Pijamas immer noch im Mund- innen und schaut sie verblüfft an, deutet das Lächeln auf ihren Lippen richtig, steht auf und meint....


"Dann mach ich halt jetzt BEIDES..."

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