Day 22

How have you changed in the past 2 years?
 
Diese Veränderung könnte man praktisch in zwei Wörtern beschreiben. Erwachsen werden. Zumindest masse ich mir das jetzt einmal an, das so zu sagen. Alle, die mich persönlich kennen und etwas dagegen einzuwenden haben, dürfen das tun oder sollen auf ewig schweigen. Nicht dass ich damit sagen will, ich sei nun die Vernunft in Person. Nur das nicht. Ich liebe das Kind in mir. Aber erwachsen werden schliesst dieses ja auch nicht aus. 

Der wichtigste Schritt in diesen zwei Jahren war definitiv mein Auslandsaufenthalt in Spanien. Die Distanz zum gewohnten, den Schritt ins Ungewisse und die Selbständigkeit. ich bin unglaublich gewachsen daran. Und ohne es direkt zu merken, habe ich somit die ersten Schritte im Kampf einer meiner "Problemchen" gemacht. Im Ausland kannst du dich nicht an die Menschen klammern, die dir am wichtigsten sind. Denn sie sind nicht da. Verlustängste eignen sich da auch nicht wahnsinnig gut. Denn die Menschen, die dir am nähesten stehen, sind nicht da. Konflikten aus dem Weg gehen ging nicht. Du kannst dich nicht hinter andern verstecken, denn du bist alleine. Ich habe Vertrauen in mich und meine Fähigkeiten gefunden. Habe gemerkt, dass ich auch alleine etwas kann und etwas wert bin. Ich habe erkannt, dass ich nicht langweilig bin, etwas zu bieten habe. Ich habe gemerkt, dass ich auch alleine zurecht komme. Auch ohne die Menschen, über die ich mich Zuhause definiert hatte. Ohne die Beziehungen, über die ich mich Zuhause definiert hatte. Ich habe gelernt, dass ich etwas zu bieten habe. Dass ich auch alleine Jemand bin. Das Ich Ich sein darf. Ich musste lernen, mit Verlusten umzugehen, da Abschiede an der Tagesordnung standen. 
 
Alles in Allem war ich wohl eine ziemlich andere Person, als ich dann endlich zurück in die Schweiz gekommen bin. dementsprechend kam mir hier auch alles falsch vor. Mein Zuhause, das ich jetzt noch weniger als ein Zuhause empfand, als dies zuvor bereits der Fall war. Meine Beziehungen, Freundschaften- alles stellte ich in Frage. Wer, was und wo ist es mir der Wert, mich zu investieren? Wo ist es nur eine Alibiübung? Mein Leben wurde umgekrempelt. Ich habe so gut wie möglich versucht, mein spanisches Ich mit in die Schweiz zu nehmen. Ich mochte mein spanisches Ich mehr als mein schweizer Ich. Wollte so bleiben, meine Lebensfreude, Motivation und das innere Feuer mit in die Schweiz nehmen. 
Es verglimmte ziemlich schnell.

Manchmal blitzt mein spanisches Ich wieder auf. Manchmal ist es über eine längere Zeit wieder da und idann geniesse ich es, es zurück zu haben. Begrüsse es mit offenen Armen. Doch auch mein schweizer ich ist eigentlich ganz in Ordnung, wie ich erkennen durfte. Sie sind verschieden und doch irgendwie gleich. Ich bin Ich. Und das ist gut so. Ich bin gut so wie ich bin. Und ich werde erwachsen.

Kommentare

  1. Weg von Zuhause ins Ausland ist nie verkehrt, dass habe ich auf meiner dreijährigen Weltumrundung fast ständig erlebt. Vor allem durch gemeisterte schräge Situationen.

    Festzustellen, dass es auch alleine geht, gibt sowohl unglaubliche Energie als auch ein wirklich gutes Selbstwertgefühl.
    Aber erwachsen werden?
    Ich wurde so erwachsen, wie ich mir Erwachsensein vorstelle.
    Nämlich kein Stück, nicht mal ein winzig Klitzekleines.

    Der Begriff Erwachsensein ist nämlich so schräg konnotiert, sodass ich ihn zumindest so nicht akzeptieren kann. Als Kind habe ich mal Erwachsene Verwachsene genannt, und das sind die meisten für mich immer noch.

    Ich irre mich wohl nicht, dass du das wohl auch so oder so ähnlich siehst, zumindest habe ich den Eindruck bekommen, durch das, was du schreibst.

    LG,
    Lucia

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