Day 10

Day 9 lass' ich aus, der ist mir zu sehr wie Day 2



Day 10: discuss your first love and first kiss.


Auf diese Aufgabe habe ich mich gefreut. War skeptisch und hatte Angst davor. Da ich hier nicht über meine "erste Liebe" schreiben werde, wie ich sie in der 4. Klasse erlebte, wusste ich bereits im Voraus, dass es mir nicht leichtfallen würde. Ich habe noch nie darüber geschrieben. Wollte es für mich behalten. Sicher aufbewahrt in meinem Herzen. Aber ich musste die Story immer und immer wieder erzählen. Werde noch heute nach ihm gefragt. Meine Freunde haben mir immer gesagt, ich solle unsere Geschichte aufschreiben, einen Roman schreiben. Wir hätten die beiden Protagonisten eines Nicholas Sparks Roman sein können. Die laufen immer nach dem selben Klischee ab:

Entweder: Schwieriger Start, da er verkorkst oder ein "Böser Junge" ist. Meistens sogar beides zusammen; schliesslich hat jeder böse Junge seine Gründe, WARUM er böse ist (Nur mit dir).

ODER: Märchenhafter Start und tragisches Ende (Das Lächeln der Sterne). Wir gehörten zu Letzteren.

Also, der Reihe nach und einige Jahre zurück zum märchenhaften Start.
Ich glaube, es ist nicht untertrieben zu sagen, er sei mein Traummann. Er ist Mischling- halb Italiener, halb Afrikaner. Er hatte das schönste Lächeln auf der Welt und Augen, die mich in ihren Bann zogen. Er hatte den perfekten Körper. War intelligent. Nicht aus Maul gefallen. Er ist einer, nach dem Frau sich auf der Strasse umdreht, der aber nicht so scheint, als sei er sich seiner eigenen Wirkung wirklich bewusst.
Als ich ihn das erste Mal sah, bekam ich sprichwörtlich weiche Knie. Und ich, die ich sonst umkein Wort verlegen bin, stotterte peinlich rum. Beim zweiten Mal quasselte ich dann vr lauter Aufregung viel zu viel rum und beim dritten Mal schwieg ich. Es gelang ihm, mich komplet aus dem Konzept zu bringen. Ein Lächeln von ihm, und ich wusste nicht mehr, was ich gerade sagen wollte. Und diejenigen die mich kenne, wissen, dass dies beinahe nie passiert. Normalerweise.


Ich konnte mir selbst nicht mehr helfen. War kompett überfordert und redete mir ein, ich sein nicht der Typ Mädchen, das zu ihm passen würde. Ich war immer nur das Mädel, das den besten Kumpel spielte und selbst nie wirklich zufrieden war damit. Und trotzdem sahen wir uns täglich. Ich konnte sogar meine Verlegenheit in einem gewissen Mass überwinden oder zumindest überdecken. Ich genoss jedes einzelne Gespräch. Jedes Lächeln. Jede zufällige Berührung zwischen uns. Doch ich zwang mich nachts dazu, mir Nichts einzureden und mir keine Hoffnungen zu machen.

Eines Tages waren wir wieder gemeinsam unterwegs. Es war ein wunderschöner Nachmittag. Frühling. Blumeknospen überall. Wir alberten rum, landeten nebeneinander im Gras. Er kitzelte mich. Setzte sich auf um mich besser festzuhalten, weil ich mich so doll wehrte. Ich kreischte. Er lachte. Und plötzlich waren wir beide still. Was dann kam, war einer der magischen Momente meines Lebens- und mein erster Kuss. Und der zweite und der dritte gleich dazu.

Ich war tatsächlich mit meinem Traummann zusammen. Das Lächeln konnte mir keiner mehr aus den Gesicht klauben. Ich konnte es nicht mehr ausschalten. Konnte mein eigenes Glück kaum fassen und die folgenden 2,5 Jahre waren wohl die Schönsten überhaupt. Ich liebte ihn so sehr. Wusste, dass er mich liebte. Und ich vergass alles andere um mich herum. Ich wurde ein Teil seiner Familie. Die "Schweizer- Tochter" seiner afrikanischen Mama. Eine grosse Schwester für die Zwillinge und eine gute Freundin seiner grossen Schwester. Die Grossmutter nannte ich "Nonna" und der Vater setze immer seinen dicksten Smile auf, wenn ich vorbeikam. Ich hatte einen eigenen Schlüssel. Seine Mutter kochte all meine Liebingsspeisen. Lehrte mich Wörter, ihrer Sprache. Erzählte mir von Afrika. Ihrem Leben dort. Ihrer Geschichte. Apartheid. Ihre Liebe zu einem Mann, den sie nicht lieben durfte. Wie sie von der eigenen Familie verstossen wurde und flüchtete. Vorallem war ich aber eins: Sein Ein und Alles.

Und nun kommt der zweite Teil der Geschichte- der, den ich nicht aufschreiben möchte.
Als seine Nonna starb, vererbte sie ihrem Sohn das grosse Haus in Italien. Sein Vater, dessen grösster Traum es war, wieder in seiner Heimat zu leben, organisierte in Rekordzeit alles so, dass die Familie innerhalb von knapp zwei Monaten abreisebereit war. Für uns beide brach eine Welt zusammen. Ich war ein Wrack. Er versuchte, alles aufrecht zu halten. Ich begann bereits da, ihn von mir wegzustossen. Ich wurde ausfallend. War gereizt. Wurde aggressiv wegen den kleinsten Dingen. Doch eines tat ich nicht: Ich weinte nicht. Ich konnte ausnahmsweise mein Ziel so nicht erreichen. Er wurde immer verständnisvoller. Widmete seine ganze Zeit mir, obwohl er nichts mehr richtig machen konnte. Wir hatten nur noch Streit und beinahe wirkte es so, als müssten wir all die Streitereien aufholen, die wir in den vorangegangenen 2,5 Jahren versäumt hatten. Ich flirtete mit andern Jungs- vor seinen Augen. Und schlussendlich beendete ich unsere Beziehung. Ich sagte ihm, ich erwarte etwas anderes von einer Beziehung. Er könne mir nicht das geben, was ich brauchte. Das es nicht funktioniere und mir nicht genug sei. Ich verletzte ihn zutiefst. Brach sein Herz. Liess ihn nicht mehr an mich ran, gab ihm nicht die geringste Chance. Ich wollte ihn und mich selbst vor noch erheblicheren Verletzungen schützen. Dachte, dass alles sich wieder einrenken würde, sobald er weg war und zerstörte all die Dinge, die mich an ihn erinnerten.


Er schrieb mir unzählige Briefe bevor er ging. Wollte mich noch einmal sehen. Mit mir darüber reden. Ich beantwortete keinen einzigen. Und er ging. Und mit ihm ging alles, was mir im Leben Freude bereitete. Er war noch keine Woche weg, als der erste Brief kam. Danach kamen sie in einmonatigen Abständen. Die wunderbarsten Briefe, die ich zuerst tagelang unter meinem Kissen aufbewahrte, bevor ich die Kraft dazu hatte, sie zu lesen.

"...und heute, egal wo ich gerade bin oder was ich gerade tue; ich schliesse meine Augen und sehe dich- deine grossen, braunen Augen, die alle rund um dich herum in ihren Bann ziehen und leuchten, Freude vermittelnd. Ich sehe dein Lächeln, die Grübchen in deinen Wangen die mich immer wieder dazu bringen, dass ich dir am liebsten über die Wange streichen möchte. Ich sehe, wie du den Kopf leich nach inten neigst, wenn du in Lachen ausbrichst. Wie du manchmal auf der Unterlippe kaust oder mit deinem Schmuck zu spielen beginnst, wenn du nervös oder nachdenklich bist. Ich schliesse die Augen und ich sehe dich. Sehe uns. Und ich wil nur dich dort sehen, bei mir an meiner Seite."

[er bezieht sich dabei auf eine Geschichte, die meine Grossmutter uns einmal erzählt hatte]

Sie zerrissen mich innerlich. Mehr und mehr. Ich hasste mich selbst immer mehr. Doch ich beantwortete keinen einzigen. Bis ich es nicht mehr aushielt und ihm schrieb, er solle sich endlich nicht mehr melden und sich mit der Tatsache abfinden, dass mein Leben ohne ihn weitergehe. Doch das tat es nicht. Mein Leben war in dem Moment stehengeblieben, als er mir von dem bevorstehenden Umzug erzählt hatte.


Zweimal habe ich ihn wieder gesehen. Zweimal ging er wieder. Zweimal zerbrach mein Herz aufs Neue. Zwei ganze Jahre hat er auf mich gewartet. Dann hat er mir wieder einen Brief geschrieben- dass er in die Schweiz komme, um Familienangehörige zu besuchen. Dass er mich sehen möchte, aber die Entscheidung mir überlassen möchte. Ich antwortete nicht. Doch dann zerbrach mein Herz abermals als ich auf der Bühne in der Stadtkirche sass und ihn mitten im Publikum sitzen sah. Ich dachte, ich haluziniere. Ich suchte ihn danach überall. Doch er war weg.

Einige Monate später fand ich einen Brief im Briefkasten, mit einer Schrift, die ich unter Tausenden erkannt hätte.


"Vor einigen Tagen hat Jeremy (sein kleiner Bruder; ich habe mir seinen Namen für eine Geschichte geliehen) seit langem wieder einmal "euren" Tanz (ich kann nicht tanzen, doch dem Kleinen zuliebe habe ich sogar gesungen!) aufgeführt. Er hat so getan, als ständest du direkt bei ihm. Dann hat er die Augen geschlossen und getanzt. Ich bin überzeugt, dass er dich in diesem Moment gesehen und wirklich mit dir getanzt hat. Kindliche Phantasie macht so etwas möglich und ich wünschte, ich hätte auch so eine Phantasie. Er sah so glücklich aus und er hat es geschafft, dass ich dich auch gesehen habe... Ich habe euch bein Tanzen zugeschaut, dein Lachen gehört. Ich habe Jeremy gesehen, wie er imm wieder stolz zu der wunderschönen Frau an seiner seite blickte und ich habe all die Liebe und Bewunderung in seinem Blick gesehen. Ich habe gespürt, wie dein Blick imer wieder zu mir hinüberschweifte und habe gesehen, wie du in Lachen ausbrachst, wenn Jere dir wieder einmal tolpatschig auf die Füsse getreten ist.
Dieser Moment war einfach perfekt und ich bin Jere so dankbar dafür, dass er dich wenigstens ein paar Minuten zu mir zurück gebracht hat."

Das letzte Mal gesehen habe ich ihn im Dezember 2009 [HIER habe ich darüber geschrieben]- mit einer Frau an seiner Seite, die in allem das komplette Gegenteil von mir war. Vielleicht ist auch der der Grund dafür, weshlab ich so enorme Beziehungsängste habe. Ausserdem kommt kein Mann an ihm vorbei. jeder musste bis jetzt früher oder später einem Vergleich mit ihm standhalten. Und konnte nicht mithalten.



Bilder via LeLove

Kommentare

  1. wow. ich bin sprachlos. sprachlos, weil dieser Blog nicht mit Worten zu beschreiben ist. Sprachlos, weil du es mit deinen Blogs immer wieder schaffst, dass ich mich genau in die Situation hineinfühlen kann. Sprachlos, weil sich mein Herz beim Lesen zusammengezogen hat. Sprachlos, weil ich dich wieder einmal bewundere, wie du dein Leben hinkriegst. Sprachlos, weil ich dich von Herzen fest umarmen möchte, da Umarmungen manchmal mehr sagen als Tausend Worte...Ich bin sprachlos

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  2. OMG das ist eine wirkliche Roman Vorlage! Sehr wundervoll geschrieben & echt berührend!
    <33
    A.

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  3. Ich muss gestehen, dass mir beim Lesen tatsächlich Tränen in die Augen stiegen. Das ist einfach so herzzerreißend. Es erinnert mich tatsächlich an diverse Liebesbücher, bei denen ich die Protagonistin am liebsten geschüttelt hätte, damit sie aufhört sich so selbstzerstörerisch zu verhalten.
    Andererseits kann ich mich ganz gut in dich hineinversetzen. Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass man so einen starken Schutzpanzer um sich errichtet, um nicht verletzt zu werden. Man ist davon überzeugt, dass man das "Richtige" tut. Dass es nun etwas weh tun muss, um im Nachhinein dann weniger Schmerzen zu haben, als wenn man versuchen würde, alles aufrecht zu erhalten und sich mit Herz und Seele in etwas zu stürzen, nur um dann noch mehr verletzt zu werden.
    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es einen aber weniger loslässt, wenn man aus Angst handelt und nicht auf sein Herz hört.
    Ich wünsche dir, dass dir ein Mensch begegnet, der dich wieder aus deinem Schutzpanzer herauslocken kann. Bei dem du deine Ängste hinter dir lassen und dich vollkommen fallen lassen kannst. Ein Mensch, bei demd u begreifst, dass es sich doch lohnt, Risiken einzugehen. :)

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  4. Heychen,

    jaaaa die sind unfassbar niedlich *-* Nein, auf keinem Fall, wir werden sie in gute Hände abgeben, wenn sie reif dafür sind. (: Ich würde sehr gerne einen behalten, aber meine Eltern sind dagegen :(
    Liebste Grüße
    A.
    <3

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  5. Mir ist gerade aufgefallen, dass ich diese geschichte schon viel zu lange nicht mehr gehört habe. Bittersweet I know... Aber ich liebte es immer, wie du von euch erzählt hast und ich vermisse es, euch zusammen zu sehen.

    Someday.. you know...

    <3

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